» Vollsymmetrischer Phono-Vorverstärker Aqvox Phono 2CI

Achtung!

von Alexander Aschenbrunner

Der Tip zum Bericht über dieses Gerät kam aus einer "vertrauenswürdigen Quelle" der Insiderszene und so wurde der Aqvox Phono 2 CI zum Bericht geordert. Hierbei handelt es sich um einen vollsymmetrisch aufgebauten Phono-Vorverstärker. Hinter dem Markennamen verbirgt sich ein Hersteller, der in der Szene langjährig bekannt ist: Carlos Candeias ist sein Name und spätestens jetzt werden Kenner wohl aufhorchen. Candeias lebt seit einigen Jahren in Shanghai und sorgt nicht nur bei einigen Fremdherstellern (u.a. CEC), für die er konstruiert, für beachtliche Ergebnisse.
Vor mir steht nun ein blitzsauber verarbeitetes Gerät in strahlendem Silber-Aluminium. Die hübsch gemachten blauen Leuchten runden den ersten, positiven Eindruck über dieses Gerätes ab. Mit einer Stromanpassung bei symmetrischem Betrieb regelt sich die erste Verstärkerstufe des Phono 2CI völlig selbstständig auf den Generator eines MC-Tonabnehmers ein. CI bedeutet ausgeschrieben "current injection". Hierhinter versteckt sich das Prinzip der Spannungsaufbereitung des Verstärkers.
Schon bei unsymmetrischer Ansteuerung ist die Signalaufbereitung dieses Phonoverstärkers sehr sauber. Bei MM-Systemen ist ohnehin nur dieser Eingang möglich. Praktisch ist das Mäuseklavier auf der Rückseite des Gerätes; und natürlich ist der Verstärkungsfaktor mehrstufig schaltbar. Etwas näher muß ich auf das Konstruktionsprinzip eingehen. Es ist patentiert und als "LEF-Technik" gekennzeichnet. "Fehler von vornherein vermeiden, statt im nachhinein zu korrigieren" - dieser Leitsatz zieht sich konsequent durch Entwicklung und Produktion. Mehr Erläuterungen dazu? Ja gerne, aber bevor ich die äußerst detailreichen Erklärungen (über vier Seiten) des Herstellers/Vertriebes schlicht wiederhole, verweise ich lieber auf dessen Seite: www.AQVOX.de. Hier sind die Besonderheiten der Schaltungstechnik derart umfangreich erklärt, daß ich es an dieser Stelle nicht mehr näher erläutern kann und muß. Viel lieber möchte ich auf die klanglichen Fähigkeiten eingehen.
Seit geraumer Zeit spricht es sich in der High-End-Szene herum, daß Studiotechnik "richtig gut ist" und dabei vor allem preislich auf dem Boden bleibt. So auch hier. Natürlich muß ich dieses Gerät einmal von innen betrachten. Ein paar Schrauben lösen, den soliden Deckel herausschieben und schon sehe ich ein sehr übersichtlich und sauber aufgebautes technisches Innenleben, keine Frage - echte Profiarbeit. Die vier roten Kästchen, hinter denen sich die "LEF-Verstärkermodule" verbergen, fallen als konstruktionsbeherrschend sofort ins Auge des Begutachters. Welche Betriebsart wähle ich? Nun, die Möglichkeit, daß sich der Prepre bei XLR-Anschluß selbstständig auf die technischen Parameter des jeweiligen MC-Tonabnehmers durch seine spezielle Current-Injection-Schaltung einstellt, ist mehr als verlockend - und so nutze ich sie zuerst auch. Dafür gibt es seitens des Vertriebes passende Adapterkabel. Der genannte Anschluß bietet aufgrund der Tonabnehmer-Beschaltung den erwähnten Komfort der selbstätigen Anpassung, was in aller Regel auch funktioniert, denn die meisten Tonarme sind standardmäßig schon seit langem symmetrisch verkabelt. Das nicht ganz einstellungsunkritische Tonabnehmersystem Lyra Argo (siehe HE 51) verträgt sich z.B. auf Anhieb mit der Schaltungstechnik des Aqvox Phono 2CI.
Ein weiteres Ausstattungsmerkmal befindet sich auf der Frontseite des Gerätes. Für Schallplatten, deren Kanäle nicht exakt gleich ausgesteuert sind, ermöglichen die beiden Gain-Regler eine kanalgetrennte Feineinstellung. Nun, ob dies unbedingt nötig ist, halte ich persönlich für fraglich. Immerhin, diese Potis regeln den Verstärkungsfaktor und befinden sich nicht (!) im Signalweg. Ebensowenig befinden sich die Operationsverstärker im Signalweg.
Das Schaltnetzteil erfüllt die CE-Norm auch in Wirklichkeit (nicht nur, wie so oft, allein schon durch den äußerlichen Aufkleber an der Geräterückseite). Es benötigt lediglich fünf Watt Leistungsaufnahme im Leerlauf. Durch umfangreiche Filterungen ist es unempfindlich gegen Netzeinstreuungen. Bevor ich jetzt doch noch wortreich über die technischen Features schreibe - ab zum

Kommentar
Nachdem ich eine sogenannte "Einlaufphase" (ein paar Stunden am Netz sind völlig ausreichend) nicht wirklich feststellen konnte (die Profitechnik läßt grüßen...), geht es sogleich zum Hörmaterial. Die "volle Wucht" mit der Inbrunst der Stimme von David Roths "pearl diver" ist immer wieder ein schwerwiegender vinyler Prüfstein. Also gleich mit den "dicken Brocken" beginnen, dachte ich mir und wurde sogleich bestätigt. Beim Hören der kompletten LP (180 gr unterbricht man nicht) kommt mir immer wieder die Preisklasse dieses Phonoverstärkers in den Sinn. Das kommt gut, ja: richtig gut, nein besser noch: "für den Preis unverschämt gut", so stelle ich in meinen Notizen fest. Radka Toneff mit "fairytales" - ebenfalls Stimme, aber ganz anders. Leicht, ja fast zart haucht die Künsterlin ihre Töne zum begleitendem Piano. Letzteres zeigt deutlich auf, wie dieser Phono die Klänge "frei" in den Raum stellt und dokumentiert je nach Anschlagimpuls das entsprechende Timbre. Allerdings höre ich mit der automatischen Anpassung des XLR-Eingangs "Radio" und leichtes Rauschen. "Ganz weit hinten" sind Geräusche zu vernehmen, die eindeutig nicht von den Langspielplatten kommen. Wie erklärt sich das? Denkbar, daß hifi-typisch geschaltete Abschirmungen (Abschirmgeflecht des Kabels nur einseitig auf Erde) hier eine Antennenwirkung ergeben, deren Empfangsbereich der HF-Techniker leicht ausrechnen kann - die berühmte Lambda-Viertel-Formel... Zum weiteren Hören habe ich den Weg der herkömmlichen Cinch-Verkabelung gewählt. Nachdem mir die notwendigen Werte des Tonabnehmersystemes bekannt sind, ist die richtige Einstellung am rückwärtigen Mäuseklavier schnell getätigt. Und siehe da - Ruhe im Signal. Tonale Veränderungen? Ja, aber die sind länglich bekannt und gelten für die unterschiedlichen Anschlußarten XLR und Cinch. Ganz kurz nur: XLR ermöglicht hörtechnisch meist einen weiteren, tieferen Raum mit der damit verbundenen größeren Ruhe, verglichen mit asymmetrischem Cinch. Stichwort: Aufhebung induzierter wie influenzierter Störpotentiale als Folge deren Einwirkens auf zwei Leiter. Die Tonwiedergabefähigkeiten (im Grunde müßte dies Signaldurchreichfähigkeiten heißen) dieses Phonoverstärkers darf man getrost mit "sehr gut" kennzeichnen - und bevor ich mich jetzt bei weiteren Schilderungen von Tonbeispielen aufhalte, höre ich diese lieber mit dem Aqvox Phono 2CI. Fazit: Die Klangeigenschaften? Nun - sehr ehrlich, mit hervorragender Kanaltrennung, sehr angenehmer Dynamik, nachvollziehbarer Raumabbildung und einer sauberen Stereopräsentation, so lautet mein abschließendes Statement. Dieses Gerät wird für 600,- Euro nicht nur in dieser Preisklasse mit seinen Klang- und Ausstattungsmerkmalen für Aufsehen sorgen. Ein derart "geradliniger" Phonoverstärker wird seinen Weg gehen. Wozu eigentlich noch PrePres kaufen, die zwar über ein aus dem Vollen gefrästes Gehäuse, massivgoldene Bedienelemente und was weiß ich noch alles verfügen (wer braucht denn so etwas wirklich?); derartige "features" sind doch meist auch das Teurerste an solchen Geräten, die immer wieder "upgedatet" werden müssen/können und im nüchternen Preis-Leistungs-Vergleich nicht unbedingt die Nase vorn haben... Der Aqvox Phono 2CI ist einer der Vorboten aus Fernost, der die Zunft der "Teurer ist gleich gut Hifi-Branche" bereits in naher Zukunft in Schwierigkeiten bringen könnte. Er bricht in die Preisphalanx vieler "Teuros" gnadenlos ein. Daher und deshalb mein: Achtung! AA

Das Produkt:
AQVOX PHONO 2 CI
Abmessungen (B/H/T): 435 x 59 x 290 mm
Gewicht 2.8 kg
Preis: 598 Euro
Der Vertrieb: AQVOX
Kegelhofstr. 29
20251 Hamburg
Tel:+49-(0)40-410 068 90
Fax:+49-(0)40-467 797 14
E-Mail: info@aqvox.de
Internet: www.aqvox.de

PS. Bei der Anpassung im symetrischen MC-Betrieb handelt es sich um eine Stromanpassung. Das bedeutet, die Quelle ist hochohmiger als der Eingang. Es wird der Strom des MC-Systems zur Signalerzeugung ausgewertet und nicht die Spannung. Der Eingang selbst ist sehr niederohmig, so daß jede zugeschaltete Kapazität oder jeder Extra-Widerstand keine Rolle spielt, sondern dies würde allenfalls das Signal schwächen. MC-Tonabnehmer liefern zwar wenig Spannung, aber einen ganz brauchbaren Strom (sonst ließen sie sich ja mit Übertragern nicht hochtransformieren, da das Produkt aus Spannung mal Strom ja gleich bleibt.) Der Aqvox Phono 2CI wertet den Strom aus, der vom System durch den Eingang fließt, nicht die vergleichsweise geringe Spannung. MC-Systeme geben ähnlich viel Strom ab, egal ob Low Output- oder High Output-MC. So liefert ein High Output-MC nur ein wenig mehr Pegel als ein Low Output-MC am symmetrischen Eingang, keineswegs entsprechend der höheren Ausgangsspannung. Ein Effekt der Stromanpassung ist, daß MC-Systeme auch elektrisch bedämpft werden. Das führt dazu, daß manche Systeme mit ausgeprägter Höhenresonanz an diesem Eingang viel neutraler klingen. Andererseits gibt es nicht die dynamische Einschränkung, die ein niederohmiger Spannungseingang mit sich bringen kann. Man kann nur immer wieder betonen, daß der Stromeingang (XLR) einem Moving-Coil-System sehr viel mehr entgegenkommt, als es ein Spannungseingang (RCA) kann. Darüber hinaus arbeitet die symmetrische Eingangsstufe des Phono 2 CI sehr viel sauberer im Strom-Modus (Current-Injection), da hier die Spannungs-Kennlinie der Transistoren nicht durchlaufen wird.
Norman Lübke
Aqvox


gehört mit:
Analoge Laufwerke: TR-Rotary Subchassislaufwerk mit Keramikkugel, Acoustic Solid Bavarian Stone (45 Kilo-Masselaufwerk) mit Mikrocontrollersteuerung von Acoustic Solid und Rubinlager Tonarme: SME 309, SME 3500 Systeme: Lyra Argo, Yamaha MC5 und MC11 Phonokabel: HMS Gran Finale Phono SPA, HMS Sestetto Mk II Phono SPA Phonoverstärker: WBE Diamond No. 36 Studio mit Kraftnetzteil Power No.48, Trigon Advance Verbindung Pre/Pre: HMS Gran Finale interconnect, HMS Sestetto CD-Spieler: Teac VRDS 25x, modifiziert von WBE, Trigon Recall Vorverstärker: WBE Purist No.48 Endstufen: Essence No. 300 von WBE, Doppelmono-Triode Rank ZN3306 Lautsprecher: Sehring Audio System S 703 P Lautsprecherkabel: HMS Gran Finale MK I und MK II 2x3 Meter Single Wiring NF-Kabel: HMS Gran Finale interconnect und Top Match Line, Netzverbindung: MFE, WBE, High Fidelity-pur und HMS Energia SL/OV, Energia-S/SL Top Match Line und HMS Gran Finale SL. Steckerleisten von WBE und Modular-Netzleiste "professionell" von highfidelity-pur. Doppel-Schuko-Steckdose von HMS, geschirmte Netzzuleitung, Schmelzsicherung 20A (geringerer Innenwiderstand als 16A) Zubehör: Rack und HiFi-Basen "Solida" von Feines HiFi & S.O. Geräteuntersetzer verschiedene Metallkegel und Aluzylinder in unterschiedlichen Höhen und Durchmessern Lesestoff: "Die sieben Schriftrollen des Gaius Amplificatus Tubus"