Lautsprecher: Ayonaudio Butterfly
Mit der Unbeschwertheit eines Schmetterlings ...
von Alexander Aschenbrunner
Frisch von der High-End kommt die Ayon Butterfly zum Hörerlebnis, eine in München getroffene Absprache wurde erfreulich schnell umgesetzt - sehr schön.
Bereits die Optik der Ayon-Lautsprecher zeigt an, daß hier etwas besonderes geboten wird. In Konstruktion und Bauweise seiner Schallwandler orientiert sich der Hersteller aus Österreich, genauer gesagt aus der Wiener Neustadt, am Instrumentenbau. Unter anderem ist dies auch ein Grund, warum Ayonaudio nicht einmal ansatzweise Dämpfungsmaterial in seine Lautsprecher verbaut. Aufgrund der präzise berechneten Gehäuserundungen entstehen in deren Innerem keinerlei Reflexionen und der Schall wird strömungsrichtig geleitet - immerhin ist der Erdenker der Ayon-Speaker, Stefan Fekete, gelernter Strömungstechniker... Einen weiteren Schwerpunkt legt man bei Ayonaudio auf die Effizienz der Lautsprecher des Hauses, soll heißen: hoher Wirkungsgrad - leichter Antrieb.
Aber zurück zum Gehäuse. Wenn ich nicht wüßte, daß dieses aus mehreren Schichten Birkenfurnier (verfügt über ein ausgezeichnetes Resonanzverhalten) besteht, das unter hohem Druck formverleimt wird, müßte ich annehmen, es sei aus dem Vollen gefräst. Eine durchgängige Gehäusestärke von 3cm begründet die überaus hohe Steifigkeit. Eine geradezu meisterhafte Verarbeitungsqualität in einer Lackierperfektion, wie man sie in dieser Form ausgesprochen selten sieht. Selbst die Schallöcher auf der Rückseite sind in makelloser Manier lackiert. Runde, dabei auch noch nach innen abfallende, Flächen stellen außergewöhnliche hohe Anforderungen an die Fähigkeiten des Lackieres.
A propos Lack. Die mir zur Rezension zur Verfügung gestellte Box erstrahlt in elfenbeinfarbenem Klavierlack. Zugegeben, eine ungewöhnliche Farbe - aber nicht uninteressant, denn: es ist mal was ganz anderes! Alternativ gibt es schwarzen oder weinroten Klavierlack. Letzterer muß bestimmt unglaublich schick aussehen... Bleiben wir gleich bei der Verarbeitung. Das wohlwollende Staunen beginnt nämlich bereits beim Auspacken. Während üblicherweise eine schnöde Plastiktüte über die Lautsprecher gestülpt wird, besteht dieser Transportschutz bei Ayonaudio aus einem paßgenauen (da mit eingezogenem Gummiband versehen) dunkelblauen Flanellstoff - na, das hat doch was, oder?
Im Vergleich zum ersten mir bekannten Modell dieser Serie gibt es nun wirklich stabile und sehr gut verstellbare Spikes. Für Parkettbesitzer sogar inclusive (abschraubbaren) Unterlegscheiben. So etwas nenne ich Liebe zum Detail! Fast überflüssig zu erwähnen, daß dies für Ayonaudio typisch ist. Die drei Tief-Mitteltonchassis fallen durch ihre Färbung auf. Auch hier findet sich etwas besonderes. Sie besitzen neben dem extrem starken Magnetantrieb einen strömungsoptimierten Gußkorb, welcher das "Airflow-Gehäusesystem" (so nennt es der Hersteller) in seiner Wirkungsweise unterstützt. Eine leichtgewichtige Papiermembran mit spezieller Silikatbeschichtung bildet die Grundlage für die schnelle Musikübertragung. Der Hochtöner besitzt eine 25mm-Titanmembran. In der hochwertigen Frequenzweiche finden sich ganz wenige, erlesene Bauteile. Das ist natürlich schon einmal sehr gut - es muß wenig "korrigiert" werden. Allerdings bedingt diese Bauweise eine genaue und damit zeitaufwendige Teileselektion. Das bedeutet, bereits die Lautsprecherchassis müssen über elektrisch (möglichst) gleiche Werte verfügen. Denn je mehr in der Frequenzweiche korrigiert werden muß, umso weniger Wirkungsgrad steht am Ende zur Verfügung. So ist es überhaupt nicht verwunderlich, wenn hier ausschließlich selektierte Mundorf MKP-Kondensatoren sowie Mundorf Luftspulen verwendet werden (alle mit 1,4mm Drahtstärke - das ist in dieser Preisklasse höchst unüblich). Die Verdrahtung stammt vom Edelhersteller Shunyata. Angeschlossen wird an WBT-Kontakte. Noch Fragen?
Kommentar
Klassiker at first und natürlich analog: Die Eagles mit "Hotel California" eröffnen die Hörsession bei diesem Lautsprecher. Augen zu und los. Zu Beginn dieses (Live-)Stückes das "tock, tock" der Percussion - dann steigt die Baßtrommel ein und gleich darauf die Gitarre. Diese perlt geradezu aus dem Lautsprecher. Der Baß brummt tief - bleibt dabei aber sehr kontrolliert. Der Gesang? Ich habe die Augen wieder aufgemacht, als er einsetzte - "der Sänger steht ja direkt vor dir", das war mein Gedanke. Das Publikum rast - das kann ich nachvollziehen. "champagne on ice" - aber immer doch. Ich höre, nein passender ist hier: ich "inhaliere" die komplette Doppel-LP.
Ebenfalls bereits ein Klassiker ist Keith Jarrett's "the köln concert" - live aufgenommen in der Oper zu Köln am 24. Januar 1975. Der damals fast dreißig Jahre junge Künstler improvisierte dieses Solokonzert und erschuf damit eines der populärsten Alben der gesamten Jazzgeschichte. Flügelmusik per excellence. Mit seiner außerordentlich musikalischen Einfühlsamkeit nimmt Keith Jarrett jeden Zuhörer gefangen. Als ältester von fünf Brüdern spielte er bereits mit drei Jahren Klavier. Mit ziemlicher Sicherheit kam seine Liebe zur Musik von seiner Mutter, denn diese spielte Schlagzeug, Horn und ebenfalls Piano. Zurück zum "Köln Concert": Herrlich präsent wird die Musik aus der Rille über die Kabel, die Verstärker und die Lautsprecher an mein Ohr übertragen. Das Ausschwingen der Saiten, das deutliche Wahrnehmen der Pedalarbeit des Musikers - diese Platte höre ich oft zur Lautsprecherbeurteilung, aber so sauber und nachvollziehbar durchgezeichnet nehme ich diese Details wirklich selten wahr. Atemberaubend!
Die CD mit B.B. King und Eric Clapton "riding with the king" ist ebenfalls etwas für die Butterfly. Aber ja - mit derartiger Musik ist sie "schlagartig" in ihrem Element - im wörtlichen Sinne natürlich. Rhythmus und Taktfrequenz sorgen bei mir für freudiges Fußwippen. Da muß etwas "live-iges" spielen, waren meinen Gedanken und sogleich kam Nils Lofgren in den CD-Player. Die Ayon "zog durch". Der "rauschende" Applaus wird klar differenziert dargestellt (so tönt er nämlich auch in Wirklichkeit - nicht so wie der oft vorgeführte "Regenschauer"). Wunderschön stimmig überträgt sie die feinsten Details - ganz zweifelsfrei ihre Meisterdisziplin.
Bei Rabih Abou-Khalil "the cactus of knowledge" erleben wir die exotischsten Töne - ohne hörbare Probleme folgt ihnen die Ayon. Völlig andere Klänge präsentiert Jan Gabarek mit dem Album "the hillard ensemble, officium": Gänsehäutige Klänge durch Gregoranische Gesänge mit einem unglaublich unter die Haut gehenden Saxophon. Oh ja...
Zu dieser Stimmung paßt ganz hervorragend die CD "soloye" von Kari, Ola & Lars Bremnes, eine mittlerweile sehr bekannte nordische Interpretation der melodischen und anspruchsvollen Folkloremusik. Titel Nr.2 "lykken" ist mein immer wieder zuerst gehörter Favorit, denn die gar so herrlich knarrenden Kontrabaßsaiten erfreuen mein Gehör jedesmal aufs Neue. Mein weiterer Tip ist auch Nr. 6: "umulig song".
Es folgt ein Stilwechsel hin zur Klassik: Vivaldis "Die vier Jahreszeiten" befinden sich in verschiedenen Interpretationen und Aufnahmequalitäten in meinem Musikfundus. Der Mitschnitt des Englischen Kammerorchesters mit Nigel Kennedy als Solisten gefällt mir in der Summe der Aufnahmen vor allem aufgrund der außergewöhnlichen Interpretationsfähigkeiten dieses Ausnahmekünstlers am besten. Darauf folgt Georg Friedrich Händels "Wassermusik", vom Westdeutschen Rundfunk im Juni 1983 in der Oetker-Halle zu Bielefeld aufgenommen. Den krönenden Abschluß bildet die Symphonie Fantastique op.14 von Hector Berlioz. Unter der Leitung von Claudio Abbado spielte mich das Chicago Symphony Orchestra in einen fulminanten "Klassikhimmel". Und die Ayonaudio Butterfly? "Auffallend mühelos, äußerst souverän und sehr schnell in der Übertragung jedweder Musik" - so lautet der Tenor meiner Notizen.
Fazit: Für Freunde des "anspringenden Klanges" und/oder aber Fans des "sphärischen Klangvermögens" ist dieser Lautsprecher ein ganz heißer Tip. Aufgrund seines hohen Wirkungsgrades von 93dB bei 2,83V/m ist er ein geradezu optimaler Spielpartner für nahezu jede Röhre - es "riecht" förmlich nach einer Triode. Sofort fällt mir der Ayonaudio 300B (siehe HE 44) ein. Dieser Vollverstärker ist mir nachhaltig noch sehr gut in Erinnerung. Ich denke, er ist die optimale Ergänzung/Spielpartner für diesen Lautsprecher - zumal er preislich auch bestens dazu paßt.
Natürlich funktioniert es auch mit einem Halbleiterverstärker sehr gut, nur "schnell" sollte dieser unbedingt sein. Denn "schnell wie ein Horn, ohne dessen typische Verfärbung, mit einem sehr soliden Baßfundament", so lautet mein Abschlußstatement für die Ayonaudio Butterfly. Musik überträgt sie quasi mit der Unbeschwertheit eines Schmetterlings in der Luft und trägt damit ihren Namen völlig zu recht. AA
Das Produkt
3 Wege Standlautsprecher Ayon Butterfly
Maße ohne Spikes (H x B x T): 112 x 40,8 x 20,5 cm
Gewicht je Box: 30 Kilogramm
Mögliche Ausführungen: Schwarz, Elfenbein oder Weinrot - Klavierlack
Garantie: 5 Jahre
Preis pro Paar: 3.990 Euro
Der Hersteller : Ayonaudio
im Vertrieb von
Living Sound GmbH
Hart 18
A - 8101 Gratkorn
Tel.: 0043 3124 24 954
Fax: 0043 3124 24 955
Email: ayon@ayonaudio.com
Internet: www.living-sound.com oder www.ayonaudio.com
gehört mit:
Analoge Laufwerke: TR-Rotary Subchassislaufwerk mit Keramikkugel,
Acoustic Solid Bavarian Stone (45 Kilo-Masselaufwerk) mit Mikrocontrollersteuerung von Acoustic Solid und Rubinlager
Tonarme: SME 309, SME 3500
Systeme: Lyra Argo, Yamaha MC5 und MC11
Phonokabel: HMS Gran Finale Phono SPA, HMS Sestetto Mk II Phono SPA
Phonoverstärker: WBE Diamond No. 36 Studio mit Kraftnetzteil Power No.48,
Trigon Advance
Verbindung Pre/Pre: HMS Gran Finale interconnect, HMS Sestetto
CD-Spieler: Teac VRDS 25x, modifiziert von WBE,
Trigon Recall
Vorverstärker: WBE Purist No.48
Endstufen: Essence No. 300 von WBE,
Doppelmono-Triode Rank ZN3306
Lautsprecher: Sehring Audio System S 703 P
Lautsprecherkabel: HMS Gran Finale MK I und MK II 2x3 Meter Single Wiring
NF-Kabel: HMS Gran Finale interconnect und Top Match Line,
Netzverbindung: MFE, WBE, High Fidelity-pur und HMS Energia SL/OV, Energia-S/SL Top Match Line und HMS Gran Finale SL. Steckerleisten von WBE und Modular-Netzleiste "professionell" von highfidelity-pur.
Doppel-Schuko-Steckdose von HMS, geschirmte Netzzuleitung, Schmelzsicherung 20A (geringerer Innenwiderstand als 16A)
Zubehör: Rack und HiFi-Basen "Solida" von Feines HiFi & S.O. Geräteuntersetzer verschiedene Metallkegel und Aluzylinder in unterschiedlichen Höhen und Durchmessern
Lesestoff: "Die sieben Schriftrollen des Gaius Amplificatus Tubus"