» Kette: Creek-Harbeth
(Vollverstärker Creek 5350SE, CD-Player CD50MK2 und Lautsprecher Harbeth 7ES) "get it on"


"get it on"

von Alexander Aschenbrunner
Der Titel ist vielleicht vielen Musikliebhabern noch aus den siebziger Jahren bekannt. Es war nicht nur die Zeit von "T-Rex" und Co., sondern auch die Zeit der Vollverstärker, Plattenspieler und Kompaktlautsprecher. Einige Jahre später ersetzte bereits der CD-Player großzahlig die analogen Tonquellen. Heute besinnen sich allerdings viele auf alte Vinyl-Klang-Qualitäten und kaufen wieder Plattenspieler. Der Zubehörhandel blüht mit den unterschiedlichsten Zubehörartikeln, von denen allerdings viele als Verschlimmbesserungsmaßnahmen einzustufen sind. Dabei geht es so einfach... Die hier vorgestellte Anlage steht exemplarisch für "the british sound". Kenner wissen, daß es die Entwickler aus Großbritannien schon immer verstanden haben, kleine und dabei herausragende Klangedelsteine zu produzieren. Michael Creek ist solch ein Entwickler. Er hat sich seit langem einen außerordentlich soliden Namen in der Szene erarbeitet. Nicht effekthaschende Gimmicks auf der Frontplatte, die wahren HiFi-Schätze finden sich verborgen im Inneren seiner Geräte. Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis ist ein weiteres Stichwort, das zunehmend Bedeutung gewinnt. Bei Creek ist dies alles selbstverständlich, ja ich bin geneigt zu sagen: vorbildlich. Der Vollverstärker (ich muß gestehen, als Gerät an sich - meine alte Liebe) Creek 5350R/SE ist das derzeitige Spitzenmodell des Herstellers. Gleichzeitig markiert dieses Produkt den Beginn einer neuen Verstärkergeneration, die den aktuellen Höhepunkt in der Entwicklungsgeschichte der Creek-Vollverstärker darstellt. Eine mit MOS-FETs arbeitende Verstärkerschaltung von sehr geringer Eingangs-Impedanz und Gegenkopplung ermöglicht mit bemerkenswert wenigen Bauteilen eine ungewöhnlich schnelle Signalverarbeitung und ein Minimum an Klirr. Die Nennleistung von 2 x 85 Watt an 8 Ohm zeichnet den Verstärker sofort als potenten Burschen aus. Kein Wunder, wenn man sich allein den 250VA-Ringkerntrafo ansieht. Acht Kilo Gewicht sprechen dann aber doch eine deutliche Sprache bezüglich der verwendeten Bauteile. Logisch, daß es eine Fernbedienung gibt, die als Systemfernbedienung namens SRC 1 auch dem CD-Player ihre Befehle erteilen kann. Die sehr hübsch und übersichtlich gefertigte Fernbedienung liegt übrigens beiden Geräten bei. Falls man sich also gleich für den Kauf der Kombination entschließen sollte, verfügt man sofort über eine Reserve. Kein schlechter Service, weiß man doch, daß eine Fernbedienung im Ersatzfall durchaus nicht immer kostengünstig sein muß. Gute Tradition bei englischen Vollverstärkern ist die optional erhältliche Phonoplatine. Man kann zwischen einer reinen MM- oder einer MC-Phonostufe wählen, die ganz einfach auf die Verstärkerplatine gesteckt wird. Es gibt sie mit unterschiedlichen Verstärkungsfaktoren. Logischerweise (siehe: britische Tradition) sind diese Baugruppen richtig gut und ersetzen somit so manchen externen Pre/Pre. Wer es unbedingt noch besser will, der greift zum hauseigenen Phonoverstärker OBH 15 (MM/MC) oder 18 (MM). Daß der Creek 5350 SE über doppelte Lautsprecherausgangsanschlußklemmen verfügt, habe ich wohlwollend zur Kenntnis genommen. Wem die Leistung des Gerätes nicht ausreicht, der kann sich (demnächst) mit einer hauseigenen Endstufe noch mehr Kraft ins Signal holen. Dafür besitzt der Vollverstärker nämlich schon die passenden Anschlüsse. Also quasi so eine kleine "eierlegende Wollmilchsau"? Mal ganz ehrlich, das waren englische Verstärker doch schon immer. So sind sie eben, diese Amplifier vom alten Schlag: Kraftvoll im Ausdruck, klar gegliedert für die Bedienung, ohne Frage vielseitig anschließbar und im Klangergebnis so herrlich selbstverständlich bei der Sache. Der CD-Player CD50 Mk2 steht dem in nichts nach. Ebenso leidenschaftlich und musikalisch wie der Verstärker überbringt er die Musiksignale. Die MK2-Version des Gerätes wurde notwendig, nachdem Philips die Produktion des bisherig verwendeten Laufwerkes eingestellt hatte. Michael Creek ergriff die Gelegenheit und überarbeitete das Modell grundlegend. So spielt in der aktuellen Version der CD-Player alle derzeit bekannten kopiergeschützten CDs. Ferner wurde durch Eingriffe in die Technik ein weiterer Schritt in Richtung "besserer Klang" unternommen. Jetzt verfügt der CD50MK2 über zwei Netzteile, welche sich separat die Arbeit für die Analog- und Digitalsektion teilen. Allein dieser Fakt ist schon ein Garant für die ausgezeichnete Tonsignal-Reproduktionsfähigkeit dieses Gerätes. Die Inbetriebnahme erfolgt über den heute üblichen Netz-Einschalter auf der Rückseite des Gerätes. Daraufhin leuchtet die "Standby"-Anzeige auf der Frontseite und das Gerät ist bereit, die CD entgegenzunehmen. Der CD-Player vollzieht dies mit typisch englischer Gelassenheit. Keine aufspringende und dabei nervig laut rumpelnde CD-Schublade, nein, hier dauert es etwas - und leicht surrend fährt die Ladeklappe heraus. Sehr sympathisch. Genauso wie die Gehäusequalität. Äußerst verwindungssteif wird das Gerät durch die Verwendung einer verzinkten Stahlwanne, auf der das Philipslaufwerk und die Platine ruhen. Für die digitale Stabilität sorgt ein sehr hochwertiger Oszillator, dessen Daten von einem Crystal-Chip (CS4396) nochmals neu getaktet werden. Er arbeitet im 24bit/192KHz-Modus. Der Entwickler hat sich wirklich viele Gedanken gemacht. So führen kürzere Signalwege im Schaltkreis zu einer qualitativen Verbesserung der Signalverarbeitung. Letztlich zählt im Hause Creek aber immer der musikalische Faktor: "Wenn ein Bauteil besser klingt, dann bleibt es drin", so der Hersteller. Passend zur englischen Elektronik kommen die Lautsprecher ebenfalls von "der Insel". Explizit aus dem Hause Harbeth Audio. Viele Jahre war deren in BBC-Lizenz gebaute Modell der legendären LS3/5a der Arbeitslautsprecher jenes Senders. Vom Design her eher die "klassische Moderne" als neumodischer Effekthascher, so würde ich die für diesen Hörbericht verwendete Harbeth Compact 7 ES-2 bezeichnen. Okay - so sahen Lautsprecher immer schon aus, nichts aufregendes also. Gleichwohl ist die hier beschriebene Furnierversion (Kirsche) sehr hübsch anzusehen und selbstredend tadellos verarbeitet. Viel wichtiger als ein modisch/aktuelles Erscheinungsbild ist mir die Neutralität der Lautsprecher. Schließlich will ich Musik hören und nicht nur Möbel anschauen. Mit den Maßen Höhe 52cm, Breite 27cm und Tiefe 31cm steht dieses Modell schon für eine größere Kompaktbox. Der Lautsprecher ist mit 87dB Wirkungsgrad (bei 1W/1m) verstärkerunkritisch. Die Nennimpedanz liegt bei 8 Ohm. Die sehr stabilen Anschlüsse sind für Bi-Wiring ausgelegt. Harbeth wäre nicht Harbeth, wenn nicht ein höchst erstaunliches Detailspektrum, verbunden mit durchgängig sehr großer Natürlichkeit, als Synonyme für den Hersteller stehen würde. Anfänglich noch etwas unauffällig klingend, zeigen die beiden Kompakt 7 ES-2 ihre Musikalität schon nach einigen (ca. 30) Stunden. Das Klangbild entfaltet sich in dieser Zeit äußerst glaubwürdig. Gehäuseresonanzen kennt dieser Lautsprecher nicht. Der Grund liegt hierbei in der patentierten "Super Tuned Structure". Die Gene des typischen Rundfunkmonitors in sich ,liebt es auch dieses Modell wie selbige aufgestellt zu werden. Kleine Experimente beim Einwinkeln sind willkommen. Letztlich wird man sich doch im "Sweet Spot" wiederfinden. Derartig aufgestellt läßt der Lautsprecher den Zuhörer dann tief und weit in das Klangbild hineinblicken und -hören. Wie bereits vermerkt, bietet der Verstärker die Möglichkeit, beide Ausgänge doppelt zu aktivieren. Im Kontext mit den Bi-Wiring-Anschlüssen der Harbeth Compact 7ES-2 wird nun komplett verkabelt. Vom Vertrieb erhielt ich den Tip, es einmal mit DNM-Reson-Kabeln zu versuchen. Dieser Hinweis erwies sich als höchst passend. Auch wenn es ein wenig nach "viel Kabel" aussieht, wenn die Strecken doppelt belegt sind. Hier spricht des High-Enders Wunsch nach dem "besseren" Klang Bände: unbedingt machen. Bei dieser Art der Verkabelung zeigt die Kette überdeutlich, welches musikalisches Potential sie beinhaltet. Frei nach dem Motto: "Ein bißchen was geht immer noch..." läßt sich bei der Netzverkabelung das restliche Quentchen "noch besser" herausholen. Mit HMS-Energia-Netzkabeln erhält die Kombination ihren letzten klanglichen Schliff. Derart ausgestattet werden sicherlich auch verwöhnte HiFi-Fans lange Jahre an dieser Kette Freude haben. Mir ist sie allein schon aufgrund der Art ihrer Selbstverständlichkeit in der Musikübertragung ans Herz gewachsen. Eine derartig feinsinnig reproduzierende Anlage fordert es geradezu, von Beginn an mit besten Aufnahmen zu arbeiten. So eröffnete der von mir sehr geschätzte Musiker, Sänger und Komponist Sting den Klangreigen mit der CD "Nothing like the Sun". "Englishman in New York" führt mich in eine wunderschön swingende und in musikalischer Ausdrucksweise schlicht beeindruckende Klangwelt. Spielfreude und Können gehen in dieser Kette Hand in hand. Paul Stephenson mit "Light green Ball" zeigt gleichzeitig auf, daß die Anlage auch die ganz zarten Töne mag. Kraftvoll kommt die Stimme des Interpreten. "Da muß unbedingt Otis Taylor rein", waren meine nächsten Gedanken. Yeah, die Lautstärke läßt sich ebenso feinfühlig an der Fernbedienung einstellen, wie selbstverständlich Verstärker, CD-Player und die Boxen den teilweise zornigen Blues des Musikers präsentieren. Lauter? Na klar, machen wir, das war die Message der Anlage an mich. Hier fetzen die Gitarrenseiten regelrecht, der Gitarrist steht vor mir Raum - "als wär's live", sagt man wohl. Die Anlage tritt in den akustischen Hintergrund und präsentiert die Musik. Klasse! Meine Stimmung steigt. Lange nicht mehr gehört habe ich: Vaya con dios mit "Night Owls". So habe ich mir dann gleich die gesamte CD gegeben, wie viele andere Tonträger auch - und mich dabei jeweils sehr entspannt zurückgelehnt. Zweikanalstereophonie - du kannst so herrlich sein. Fazit: Auspacken, aufstellen, anstecken/verbinden, einschalten und - tut! Ja, so etwas erfreut des Schreibers Herz. Eine echte "No Problem"-Kombination, die es dazu noch versteht, den Zuhörer sofort zu bannen, seine Aufmerksamkeit ständig aif sich zu ziehen. Nicht nur hübsch gemacht, sondern richtig wertig verarbeitet und ganz nebenbei mit dem Auftreten des von mir sehr geschätzten Understatements versehen. Im Grunde fast unscheinbar, weil selbstverständlich. Dabei hat es diese Anlage faustdick hinter den Ohren. Das lockere, selbstverständlich-natürliche und klare Klanggeschehen macht Spaß. Oftmals huscht ein Lächeln über mein Gesicht - "da kenne ich doch viele (zumeist auch noch wesentlich teurere) Anlagen, die das nicht können, was mir hier geboten wird", sind meine Gedanken. Vom Preis der einzelnen Komponenten einmal ganz abgesehen. Ich denke, man kann ohne Zögern jedem einzelnen der Geräte das Prädikat "hervorragend" geben. Die tonale Wiedergabefähigkeit ist jeweils tadellos und in der Kombination schlichtweg beeindruckend. Der Fluß der Musik, je nach Tonmaterial - leicht schwebend bis zum Groben, gerne auch Metallischen - alles wird selbstverständlich und geradezu lässig präsentiert. Wenn der Baß "rummst", dann wird dies aufgezeigt, ebenso, wenn eine Triangel irgendwo ganz leicht schwebend ertönt. Die Baßdrum eines Schlagzeuges kommt trocken und dumpf, die Becken zischeln glaubwürdig. Stimmen? Ob female oder male - oho, mein lieber Mann. Die beigelegten Phonoplatinen rufen mich erneut auf den Plan. Als adäquate Ergänzung der Anlage dürfte ein kleiner Plattenspieler von Acoustic Solid passen. Bestückt mit einem Hadcock Tonarm und einem Shure V15. Wer eher zu Acryl neigt, bitte, Transrotor bietet ebenfalls viel. Vermutlich werden sich dann in dieser Ausbaustufe viele Freunde der Musik wirklich festhalten müssen. Die Anlage vermag es, teurerem HiFi durchaus Paroli zu bieten. Gehen Sie hin, sehen Sie, hören Sie - spätestens dann wird mein Titel zum Programm ... get it on.
AA

Die Produkte: Vollverstärker Creek 5350SE
2 x 85 Watt an 8 Ohm
Abmaße: Breite 43cm x Höhe 8cm und Tiefe 28cm
Front: Alu silber, gebürstet
Gewicht 8 Kilo
Preis: 1.350 Euro
CD-Player CreekCD50MK2
Abmaße: Breite 43cm x Höhe 6,2cm und Tiefe 25cm
Front: Alu silber, gebürstet
Preis: 1.285 Euro
Lautsprecher Harbeth Audio Compakt 7ES-2
Furnierausführung: Serie ist Kirsche oder Eukalyptus, andere auf Anfrage
87dB Wirkungsgrad (bei 1W/1m)
Nennimpedanz 8 Ohm
Abmaße: Höhe 52cm, Breite 27cm und Tiefe 31cm
Gewicht: ca. 14 Kilo
je Stück Paarpreis: 2.300 Euro

Der Vertrieb input audio hifi Vertrieb Bernd Hömke
Ofeld 15
24214 Gettorf
Tel: 04346 - 600 601, Fax: 04346 - 600 603
Email: hoemke@inputaudio.de
Internet: www.inputaudio.de