Goldene Aussichten

von Marco Kolks

Ich stelle mir folgendes Szenario vor: ein Kunde betritt das Hifi-Geschäft. Der Kragen des Trenchcoates ist hochgeschlagen. Kurz hinter der Tür bleibt er stehen. Seine Augen suchen den Raum ab. Zielstrebig geht er zur Theke. Seine und die Blicke des Händlers treffen sich. Ein schnelles, lediglich angedeutetes Kopfnicken folgt. Der Händler weiß, was er zu tun hat. Er bückt sich, holt eine Leinentasche hervor und übergibt sie. Der Kunde wirft einen kurzen Blick hinein, lächelt kaum merkbar und reicht einen verschlossen Umschlag über die Theke. Wieder ein schnelles, nur angedeutetes, beidseitiges Kopfnicken. Der Kunde verläßt auf direktem Wege das Ladenlokal. Die Tasche trägt er unter seinem Mantel, es gilt schließlich einen Geheimtip zu beschützen.
Dieses Leinentasche trägt die Aufschrift "Dolphin". Drin liegt zusammengerollt das Topmodell "Black Gold". Richtig gelesen: "Black Gold" und nicht nur "Black". Denn das "Gold" ist ein Kabel, über das man ob seines Preises nicht spricht. Entweder man kann es sich leisten und hat es, oder es wird für immer nur ein Traum bleiben. Es ist ein NF-Kabel, das Harald Gack eigentlich nicht für den freien Verkauf entwickelt hat. Irgendwann hat er sich aus Interesse mal zurückgezogen. Er verbaute Unmengen Material, brauchte Unmengen Zeit für die Konfektionierung und wußte genau, daß es für sein ultimatives Produkt keine Unmengen Kunden geben würde. Herausgekommen ist das, sagt Harald Gack, was hinsichtlich Dolphin-Wissen machbar ist, quasi eine Dolphin-"Überverbindung". Und weil er es nie an die große Glocke hing, erwuchs daraus allmählich eine Legende und eben jener "Geheimtip" für wohlbetuchteste Audiophile, die für sich einfach nur das Beste haben wollen. Wenn mir jetzt jemand sagt, daß sei doch alles völlig abgedreht, würde ich ihn anlächeln und kurz sowie abschließend antworten: "Ja!" (Wohl wissend, daß er meine Begeisterung für solche Produkte nie nachvollziehen können wird.)
Ultimative Kabel wie das Black Gold lassen sich nach meiner Erfahrung nur mit ultimativen Materialschlachten erreichen. Zugewinn an Qualität steht dann in keinem Verhältnis mehr zum Aufwand und schon gar nicht zum Preis. Da hört das Verständnis fast aller, selbst wohlwollend denkender High-Ender auf - bis eben auf diese wenigen Ausnahmen... Nun läßt der exorbitante Preis sicherlich die Vermutung zu, hier ist drin, was draufsteht: nämlich Gold. Dem ist nicht so. Das Gold setzt sich zusammen aus unzähligen feinsten hochreinsten Kupferadern. Der Zeitaufwand für die Konfektion ist immens und fließt sicherlich zu einem erheblichen Teil in die Kalkulation ein. Solideste Verarbeitung darf ebenfalls vorausgesetzt werden. Das flexible Kabel ist allerdings ziemlich schwer. Je nach Verwendung ist eine Abstützung (Holzklötzchen aus dem Baumarkt) an den Anschlüssen der Komponenten ratsam. Harald Gack bietet ausschließlich eine Cinch-Variante an, damit ist nur unsymmetrischer Einsatz möglich. Vom Black weiß ich, daß die Kapazität aufgrund der Konstruktion recht hoch ausfällt. Darin unterscheidet es sich nicht vom Gold. Als reines Phonokabel zwischen Tonarm und Prepre kommt es somit allerdings kaum in Frage.

Kommentar
Frei, offen, luftig, voller Plastizität und Lebendigkeit, subtile Nuancen mit derselben Leichtigkeit bewältigend wie große Pegelsprünge: so läßt sich das Gold kurz charakterisieren. Das Kabel informiert genauestens darüber, was in der Kette passiert, natürlich respektive dort, wo es eingeschleift wurde. Vorhandene Dimensionen werden erhellt, die Staffelung der Instrumente in Breite und Tiefe gewinnt. Jedes Instrument, auch in großen Orchestern, ist unverwechselbar (Ravel; Bolero; opus3/testcd5 cd20000). Das An- und Abschwellen eines Tones (Mozart/Müller; Klarinettenquintette; Cavalli Records ccd 227) wird in seinen feinsten Nuancierungen wiedergegeben - stets begleitet von jeder Menge Luft in der Abbildung. So sind Stimmen ziseliert, biegsam und geschmeidig. Sie haben Atem und sind überaus lebendig (Ruth Cameron; First Songs; Emarcy 5590312).
Eines seiner wichtigsten Ziele ist für Harald Gack Natürlichkeit. Auch hier schaffen die Trompeten (Wolfgang Hein; Suite F Dur; cecd-1001) den ‚goldenen' Ausgleich zwischen Wärme, Spritzigkeit und Intensivität. Da muß die Abbildung klar und manchmal schmetternd scharf sein, um den Messingcharakter nicht zu unterdrücken, beziehungsweise nicht einen bestimmten Frequenzbereich überzubetonen. Trompeten werden nämlich geblasen und nicht sanft gestrichen. So bleiben massierte Bläsereinsätze im Fortissimo-Einsatz ohne aufgesetzte Aggressivität und gewinnen vielmehr an Hörbarkeit.
Auffallendes Merkmal des Gold ist es, daß man es erst so richtig zu schätzen weiß, wenn man es durch andere Kabel ersetzt. Bei mir verbindet es auch die exzellente Phonostufe Referenz II von Tessendorf mit dem Burmester 808 MK V. Jedesmal, wenn ich es gegen ein anderes Kabel austausche, erlebe ich eine klangliche Beeinträchtigung. Das ist mal der Hochton, manchmal ist es ein deutlich nachvollziehbares Minus in Durchsichtigkeit und Plastizität. Wieder ein anderes Mal ein Verlust in der Ausmalung und der Feinheit der Klangfarben. Es gibt auch Momente, da kommt alles zusammen.
Die Unterschiede bewegen sich dabei in meiner Kette, selbst bei einigen hochpreisigen Kabeln, auf recht hohem Niveau. Bei intensivem Hören sind sie auch noch leicht wahrzunehmen. Zumindest bei mir ist es so, daß, wenn ich erst einmal ein klangliche Auswirkung festgestellt habe, ich auf die bessere Lösung nur sehr schwer verzichten kann.
Fazit: Mit dem Gold kann ich mich zurücklehnen und Musik genießen. Nichts stört, kein Frequenzbereich fällt negativ auf oder gar heraus, dynamische Proportionen werden bis in feinste Abstufungen durchleuchtet. Das Gold verspricht ‚goldene' musikalische Aussichten. Da, wo es paßt, ist es die Erfüllung audiophiler Wünsche. Nur zum Preis möchte ich nichts sagen. Wirklich nicht.

MK

Das Produkt:
Black Gold
Preis: ab 2.000 Euro
Hersteller: Gack Audio Vertrieb
Heckenweg 5
63303 Dreieich
Tel: 06103-4590840
Fax: 06103-4590841
Internet: www.dolphin-audio.de
Email: service@gackaudiovertrieb.de

gehört mit:
Analoge Laufwerke: Transrotor Eternita, Musica Nova Piano Forte, Transrotor Fat Bob, Pluto 12a;
Tonarme: SME V (2x), SME 3012R, SME 312, Pluto 5a Special, Pluto 2 A
Tonabnehmersysteme: v.d.H. Black Beauty, Transfiguration New Spirit, The Cartridge Man, SPU-Royal, Clearaudio Victory H, Goldring Elite II, Flair von Phonosophie;
Übertrager: Ortofon SPU T 100
CD-Spieler: Burmester 916, Phonosophie Impulse 2 Netzteil und Power Control 3;
SACD-Spieler: XA Sony 333 ES von Clockwork
Wandler: Burmester 980, Audio Alchemy DTI Pro 3.2;
Vorverstärker: Burmester 808 MK V, Phonosophie Bi-Control 2 und Power Control 2
Phonostufe: Blue Amp Model 42, EAR 834 (3x), TE Audio Phono (Tessendorf/MC -Teflonausführung) und Filternetzteil (2x), integrierte Phonostufe 808 MKV Burmester, Phonsophie und Power Control 2
Endverstärker: Burmester 911 MK II (Mono), Phonosophie Bi-Stage Twin 1/4;
Vollverstärker: Unison Research Simply 845 (Triode), Symphonic Line RG 14 (Version 2003);
Lautsprecher: Acapella Violoncello, Guarneri Sonus Faber, Newtronics Gate aktiv, Bella Luna von Duevel;
Kabel (NF/LS/Netz): Acapella (Silber), Bastanis Epilog, Dolphin Black und Gold, Sun-Wire, HMS-Gran Finale, Clockwork, Flatline SPM-Reference, HMS Grand Finale, Stadthaus 7 und 11 Brains, HMS-Phonokabel, Ortofon 5000er Reinsilber-Phonokabel, Phonokabel von SAC, Phonokabel Sun-Wire (3 x), Aural Symphonics (Digital), Elon III, Bülow, XLO-Netzkabel, Netzkabel Schäfer und Rompf, Voodoo Netzkabel-(Prototyp), Netzkabel von Burmester und Phonosophie, WBT-Kabelschuhe, Netzsteckerleisten: Phonosophie, XLO, Sun;
Zubehör Stromversorgung: Burmester Powerconditioner, Netzkabeladapter von Hans-Ulrich Rahe (Prototyp);
Zubehör Basen: Copulare Tonbasen, Acapella-Musikbasen (auch für Lautsprecher), Big Block und Speed Block von Acapella, Acapella-Pucks, SSC-Basen, Racks von Audio Magic, Ducal-Kabelträger von Copulare, Kabelträger von Audio Magic, Räke Pucks, ART-Graphitpucks, Shun Mook, Shaktis, Enacoms, Pucks Millennium Audio;
Zubehör digital: CD-Sound-Improver von Gläss, CD-mat von ART, Audio Animator von Art Akustik;
Zubehör analog: Schablonen von Stadthaus, Clearaudio, Music Connection, KAB-Strobe, Pluto, Wasserwagen von Clearaudio, Ortofon und Präzisionswasserwaage, Outer Limit-Plattenring von Clearaudio, Entmagnetisierer von Audio Physic,Ring-Mat;
Raumtuning: RFA 78 von Harmonix;
Reinigungsmittel: Audiotop (Acapella), Last, LP-Waschmaschine Matrix von Clearaudio, CD-Waschmaschine von Gläss