HÖRERLEBNIS 47
Herstellerportrait: CL Konzertmöbel
Heimliche Hauptrolle
von Marco Kolks
Manfred Claas hat einen Traum. Irgendwann einmal möchte er, daß seine Lautsprecher in einem Atemzug genannt werden mit Quad-Elektrostaten, den CLS von Martin Logan oder Wandlern von Beveridge und Magnepan. Dabei handelt es sich um Wiedergabesysteme, die von Kennern geschätzt werden, weil sie in ihrem Wesen hochmusikalisch sind und so richtig Spaß beim Hören machen.
Manfred Claas ist in Personalunion Geschäftsführer, Vordenker und Entwickler des noch jungen Unternehmens CL Konzertmöbel, das zur Zeit zwei neue Wandler im Programm hat: die von ihren Abmessungen wohnraumfreundliche Pavane und die mannshohe Sarabande. Mit seinem zum Patent angemeldeten Rundumstrahlverfahren (zwei exakt gegenüber montierte Chassis strahlen auf eine Kugel) beschreitet er einen vielversprechenden Weg im Lautsprecherbau. Und seine Lautsprecher zeigen eines ganz deutlich: Design und Klang können durchaus Hand in Hand gehen.
Manfred Claas ist von Hause aus Zahntechniker. Der gebürtige Essener arbeitete nach seiner Ausbildung 15 Jahre in einem namhaften Dentallabor im Ruhrgebiet und verfügt daher über hohe Fertigungs- und Materialkenntnisse. In der Szene ist seine Person schon lange gut beleumundet. Denn vor acht Jahren begann er damit - erst bundesweit, dann international - Duevel-Lautsprecher, ebenfalls Rundumstrahler, zu etablieren. Dieses Marktsegment rollte er gegen eine starke Konkurrenz von MBL und German Physics zu seinen Gunsten auf. Ähnlich wie das Produkt "Tempo" gleichbedeutend ist mit Papiertaschentüchern, wird heute von Musikliebhabern bei Rundumstrahlern der Name "CD Konzertmöbel" als Synonym genannt.
Im letzten Jahr trennten sich allerdings seine geschäftlichen Wege von denen des damaligen Kompagnons Markus Duevel, der heute allein unter der Marke "Duevel" firmiert. "Wir sind im Guten auseinander gegangen", darauf legt Manfred Claas besonderen Wert. Und der Grund? Der Vater von drei Kindern wollte schlicht und ergreifend etwas ganz eigenes machen. Seine Lautsprecher sollen als Designobjekt ebenso überzeugen wie als Klangobjekt. Seine Philosophie ist schnell auf den Punkt gebracht: nicht zuviel erzählen, hinsetzen und zufrieden hören. Als Brancheninsider und regelmäßiger Aussteller auf Messen ist ihm nämlich nicht entgangen, daß Hörer während der Vorführungen zwar oft von Produkten begeistert sind, doch beim zu zahlenden finanziellen Gegenwert zusammenzucken und in komaähnliche Stagnation verfallen. Er findet das desillusionierend. Deshalb sei, so Manfred Claas, das Einstiegsmodell Pavane preislich auch moderat ausgefallen. Nach seiner Auffassung müssen gute Lautsprecher sowohl bezahlbar wie auch problemlos in alle Wohnräume integrierbar sein. Was wiederum nicht heißen soll, daß es kein eigenständiges Design gibt und hohe Qualität auch ihren Preis haben kann.
In den Lautsprechern von CL Konzertmöbel steckt jede Menge Handarbeit, weil Manfred Claas, so weit es geht, alles selbst macht. Denn nur, was man selbst macht, kann man auch perfekt kontrollieren. Dabei verliert der Entwickler aus Bissendorf aber nie die Bodenhaftung. Das, was andere Hersteller besser können, als man selbst, sollte man schon zukaufen, lautet zu diesem Thema das abschließende Credo von Manfred Claas.
Qualität nimmt bei ihm einen hohen Stellenwert ein. Er bezieht den Qualitätsanspruch nicht nur aufs Material, sondern ebenfalls auf Fachhandel und Service. Eine tragende Säule seines Geschäftskonzepts ist es, den Kunden in keiner Situation allein zu lassen, besonders dann nicht, wenn es um Serviceleistungen geht. Der Säulengedanke findet sich zudem in der äußeren Erscheinung seiner Wandler wieder. Das Design, im wesentlichen bestimmt durch die schwebende Kugel, soll zwar eigenständig, nicht aber dominant sein. Es darf nicht in Konkurrenz treten mit dem wohnlichen Ambiente, sondern muß sich problemlos darin integrieren lassen. Runde Säulen als architektonisch ergänzendes Element haben es dabei nach seiner Erfahrung sehr viel leichter als extravagante Objekte. Zudem müssen seine Lautsprecher sofort mit jedem Partner spielen. "Wenn dann der Funke überspringt", sagt Manfred Claas, "und es den Hörer wirklich erwischt, hört der Spaß beim Hören nie mehr auf." Spaß wiederum gibt es für ihn nur dann wirklich, wenn Lautsprecher natürlich klingen. Nicht zuletzt aufgrund genau dieser Eigenschaft hat er sich für den Einbau von Breitbändern entschieden, die sich ja dadurch besonders auszeichnen sollen. Die Konstruktion bedingt darüber hinaus eine weitläufige Räumlichkeit. Nur jenseits von 10 kHz hilft den Breitbändern noch ein kleiner Hochtöner mit - zur besseren Auflösung. Was Manfred Claas immer wollte, ist ein Einwege-System ohne Phasenfehler.
Manfred Claas will sich künftig nicht nur auf die überschaubare highend-verliebte Klientel stürzen. Er möchte ganz neue Kundenkreise erschließen, sie das Musikhören neu erleben lassen. Das Zeug dazu hätten seine Lautsprecher, glaubt er. Außerdem hat der Mittvierziger noch viele Ideen, wann man wie und wo Musik hören und genießen kann, um die Lebensqualität im allgemeinen zu erhöhen. Denn gutes Musikhören beschränkt sich bei ihm nicht nur auf das Wohnzimmer oder den im Idealfall eigenen Hörraum. Seinen Gedanken läßt Manfred Claas bereits Taten folgen. Wer hin und wieder seinen Fernseher einschaltet und beim Zappen in der Sendung "Verbotene Liebe" landet, wird hier einen Säulenlautsprecher von Manfred Claas sehen können. Klasse plaziert, kann man da nur sagen. Und für die audiophilen Zuschauer dieser Serie spielt die schmucke Pavane garantiert schon die heimliche Hauptrolle.
MK
Kontakt:
CL Konzertmöbel
Am Hehenkamp 1
49143 Bissendorf
Tel. + Fax: 05402-7147