HÖRERLEBNIS 36


Aktiv-Lautsprecher: Acon Professional A 1134

"The best, I ever heared before?"

von Rolf Linden-Brüning

Ich konfrontiere Sie jetzt mit einem Aktivlautsprecher. Ja, Sie haben richtig gelesen. Aktivlautsprecher waren bisher auch nicht meine Welt, trotz Wilfried Dunkel, Claus Bücher und Co. Ein von unserem Chefredakteur sehr geschätztes Produkt hatte mit meinen Vorurteilen schon gründlich aufgeräumt und jetzt das! Maik Wippermann, dieser Tausendsassa in Sachen Hifi, der schon für meine herausragenden Grünsch-Komponenten verantwortlich ist, empfahl mir in seiner unnachahmlichen Art dringend die Auseinandersetzung mit Produkten aus dem Hause Acon. Die Konsequenz der Wippermannschen Offensive sind zwei Hörberichte. Einer von Winfried Dunkel über den ca. 3000 DM kostenden Vorverstärker und der nun folgende über den oben erwähnten Aktivlautsprecher A 1134. Ein Lautsprecher, der mit 1,15 m x 0,33 x 0,38 doch eine stattliche Größe aufweist und meine Frau beim Eintreffen in unserer Wohnung in Angst und Schrecken versetzte, bis sie später Omara Portuondo und eine aufnahmetechnisch, wie musikalisch ausgezeichnete Einspielung von La Traviata hörte. Doch dazu später.
Was also verbirgt sich hinter Acon? Hinter der Firmenbezeichnung Audio Componenten Nosko, in der Slowakei ansässig, steht der Chefentwickler und Kopf des Unternehmens Zdenko Nosko. Dieser ist diplomierter Ingenieur für Rundfunktechnik und kann auf eine mehr als 25-jährige Erfahrung in akustischer Forschung und Entwicklung zurückblicken. Forschungsprojekte verbanden ihn über Jahre hinweg mit Studer ( Revox ). Als technischer Leiter des slowakischen Rundfunks in Bratislava war und ist die professionelle Studioszene sein primäres Betätigungsfeld. Im Hause Acon konnte jahrzehntelang, aufgrund der besonderen politischen Situation Forschungsarbeit, ohne kommerziellen Druck geleistet werden. Nach der Öffnung zum Westen konnten die technischen Ideen durch weltweiten Zugriff auf modernste Bauteile noch besser umgesetzt werden. Acon Studiomonitore, so die Produktinformation, bewähren sich seit Jahrzehnten im rauhen Studiobetrieb, was auch anderen rennomierten Aufnahmestudios nicht entgangen ist. Es besteht eine enge Kooperation mit einer HightechSchreinerei, die den Acon-Lautsprechern auch äußere Wertigkeit verleiht, wovon ich mich ohne Abstriche überzeugen konnte. Hier wird hervorragende Schreinerarbeit geleistet und das wahrscheinlich zu Konditionen, von denen die Lautsprecherbauer in unseren Landen nur träumen können.
Das zunächst zur allgemeinen Information und nun zum Lautsprecher selbst. Er läßt sich, trotz seiner stattlichen Größe, aufgrund des wunderbaren Holzfinishs und hervorragender Verarbeitung in mittlere bis große Wohnzimmer integrieren. Wem er zu groß ist, der kann in der Produktpalette auch kleinere Modelle finden. Wer über mehr Raum und tolerante Partner verfügt, hat auch noch zwei größere Modelle zur Auswahl, teilweise mit geschwungenen Gehäuseformen, die optisch äußerst ansprechend sind. Übrigens sind die Entwickler durchaus flexibel, was die technische Anpassung an das jeweilige Equipment betrifft.
Bestückt sind die 1134 mit einem 28 mm-Polyglass-Baßchassis, mit dessen Hilfe der Lautsprecher bei einem Gehäusevolumen von 60 Litern bis 25 Hz in den Frequenzkeller hinuntersteigt. Die mittleren Frequenzen werden über ein Focalchassis aus Polykevlar und die Höhen durch die bekannte Focal-Invers-Kalotte abgestrahlt. Aktive Weichen teilen das Low-Level-Signal vor den Leistungsverstärkern in drei Frequenzbänder auf und passen die entsprechenden Signale dem jeweiligen System an. Mittels auf der Rückseite angebrachter DIP-Switch-Schalter kann der Lautsprecher für jeden Einsatz und jede Raumcharakteristik genauestens angepaßt werden. Für meinen Hörraum mußte ich den Baß lediglich um 3 dB absenken. Die restlichen, werksseitig eingestellten Werte blieben unverändert. Die Höhen- und Mittenverstärker leisten je 120 Watt, zwei Baßverstärker in Brückenschaltung produzieren 300 Watt Sinus an 8 Ohm. Die Verstärker arbeiten im AB-Betrieb mit hohem Ruhestrom und minimalsten THD- und IM-Verzerrungen. Spezielle Schutzschaltungen sichern die Endstufen vor Überlastung. Die 1134 verfügt über einen Stand-by-Betrieb. Nach 10 Minuten ohne Signal geht der Lautsprecher in diese Betriebsform. Liegt ein Signal vor, schaltet er sich wieder ein. Selbstverständlich ist Dauerbetrieb möglich. Ich habe die Lautsprecher nahezu ausschließlich im Stand-by betrieben. Nach meinen Erfahrungen ist er sofort bei Eintreffen des Musiksignals im wahrsten Sinne des Wortes voll da.
Nach gut einer Woche Einspielzeit waren anfängliche Härten, vornehmlich im Mittenbereich völlig verschwunden. Ein erster Eindruck stand bereits am ersten Tag. Am zweiten war Kollege UA zu Besuch und am dritten wieder. Warum ? Dreimal dürfen sie raten. Er bekam z.B. eine seiner Lieblings-CDīs zu hören, die ich von nun an erst so richtig zu schätzen lernte. " G 3 on Tour". Eine wirklich herausragende Liveaufnahme mit Joe Satriani, Eric Johnson und Steve Vai.
Wir begannen, was die Lautstärke anbelangte, relativ moderat und schon hier zeigt sich eine der besonderen Stärken dieses Lautsprechers. Er spielt auch leise druckvoll und ausgewogen. Kein Frequenzbereich hinkt hinterher. Große Box für kleine Räume? Mit Einschränkungen und dank der vielfältigen Anpassungsmöglichkeiten ist das bei moderaten Lautstärken zu bejahen. Wer die Acon aber ausreizen will und sprichwörtlich die Sau rauslassen will, kommt an Räumlichkeiten, die jenseits der 20, besser 25 qm liegen, nicht vorbei. Was Live ist, wissen Sie, wenn Sie des öfteren in Konzerte gehen oder wenn Sie die Möglichkeit bekommen, diesen Lautsprecher zu hören. Angefangen haben wir mit dem Titel "Manhatten" von Eric Johnson, einem relativ ruhigen Stück, dennoch voller explosiver Dynamik. Flirrende Becken, treibendes Schlagzeug, funkige Baßlinien und Johnsons voll klingende Gitarre entführen Sie mitten hinein in das Konzert. Der Titel "Camelīs Night Out" ist von ganz anderem Kaliber, knackiges treibendes Schlagzeug, voller Gitarrensound und ein unglaublicher Drive reißen uns förmlich aus dem Sessel. Na nun mal langsam, werden Sie jetzt vielleicht sagen. Jetzt versteigt der sich auch schon in puren Enthusiasmus, nüchtern und sachlich bleiben, es geht hier schließlich um eine möglichst wertfreie Betrachtung und Darstellung eines Hifi-Gerätes. Mitnichten, lieber Leser, mitnichten. Hier geht es in der Tat um Begeisterung, aufgrund der musikalischen Darbietung, die in dieser Form bisher noch nicht Einzug in mein Wohnzimmer gehalten hat. Dieser Lautsprecher entläßt die Musik wirklich schlackenlos in den Hörraum. Etwas ganz anderes. Omara Portuondos Solo-CD transportiert die Seele des Buena Vista Social Club und damit der Kubanischen Musik mit viel Ausdruck und Emotionen. Auch mit der Acon kann man dahinschmelzen. Ein Wechsel zur LP bestätigt die Fähigkeit musikalischen Fluß, Dynamik und Feingeist ohne Umschweife wiederzugeben. Die Doppel-LP "Porgy and Bess", durch Joe Hendersen interpretiert, bestätigt das im vollem Umfang. Spontan wippen Sie mit, fühlen sich auch wieder in ein Livekonzert versetzt. Die Musikwiedergabe ist von ausgesprochener Natürlichkeit. Schlechte Aufnahmen werden als solche entlarvt, bleiben dennoch, was ich sehr schätze, spiel- und hörbar. Hier ist die Handschrift der Aufnahmeprofis zu erkennen, die ja bekanntermaßen über ein Equipment verfügen, das in der Lage sein muß, Musik so natürlich wie möglich aufzunehmen und wiederzugeben. Unser Chefredakteur Winfried Dunkel wird mich zu meinen neu gewonnenen Erkenntnissen sicher beglückwünschen. Ich kann nicht über andere Aktivkonzepte urteilen, aber ich kenne Aktivlautsprecher, die mir aufgrund einer gewissen Sterilität und Überanalytik überhaupt nicht gefallen haben. Die Lautsprecher einer anderen Firma aus dem Studiobereich, gefertigt in einem östlichen Bundesland, waren die ersten, die mit meinen Vorurteilen bezüglich dieses Konzeptes aufgeräumt haben. Deren kompromißlose Optik hat mit allerdings nie gefallen. Die Acon-Lautsprecher entsprechen auch hier meinen Vorstellungen an Wohnraumfreundlichkeit. Sie sind zudem recht aufstellungsunkritisch und lassen sich, wie schon erwähnt gut an unterschiedlichste raumakustische Bedingungen anpassen. Sie sollten allerdings auf den Hörplatz hin ausgerichtet sein. Wie stark, bleibt ihren Hörgewohnheiten überlassen. Bei jedem Besucher hätte ich die 1134 unterschiedlich ausrichten müssen. Ich selbst bevorzuge eine nicht so starke Innendrehung. Winkelt man aber den Lautsprecher überhaupt nicht oder zu schwach an, leidet möglicherweise die musikalische Geschlossenheit. Musik läßt sich auch noch gut außerhalb des sogenannten Sweet Spots hören, was mir außerordentlich wichtig ist, Ich hasse es, auf einen Platz fixiert zu sein, weil nach leichtem Rücken nach links oder nach rechts das Klangbild zusammenbrechen könnte. Was die Tiefbaßqualitäten der Acom angeht, habe ich aufgrund der Maße des Lautsprechers einiges erwartet, war aber nach Herausnahme des Verstärkereinschubes verblüfft darüber, das sich die effektive Größe der Acon um ca. ein Drittel reduzierte. Die Wiedergabe eines echten Tiefbasses bei dieser Gehäusegröße ist wohl eine der Stärken des Aktiv-Konzeptes. Was ist nun dem Acon- Vorverstärker zuzuschreiben, mit dem ich die 1134 primär betrieben habe, den Winfried Dunkel noch beschreiben will. Ich möchte nicht vorgreifen, aber was hier an Klangqualität fürīs Geld geboten wird, ist außerordentlich erstaunlich. Gehört habe ich auch mit meiner Omtec Anturion-CP 2, die trotz unsymmetrischer Anbindung ebenfalls gut mit diesem Lautsprecher harmonierte. Meine ersten Eindrücke habe ich ohnehin über eine unsymmetrische Verbindung mit dem für seinen Preis erstaunlich guten Audioquest Coral gewonnen. Optional werden die Acon-Lautsprecher ohnehin für unsymmetrischen Betrieb vorgerüstet. Sonst brauchen sie lautsprecherseitig vom Fachhändler nur XLR-Stecker an ihren Kabeln anbringen zu lassen, dann funktioniert es auch und sie behalten die Option auf einen symmetrischen Anschluß. Keine Frage, die ideale Verbindung in diesem Falle ist symmetrisch. Ob aber Vor- oder Nachteile entstehen, ist eher von der Konzeption des vorgeschalteten Verstärkers abhängig. Die Unterschiede sind in der Regel nicht gravierend. Am Acon-Vorverstärker habe ich beide Möglichkeiten ausprobiert und kann daraufhin auch Besitzern unsymmetrischer Verstärker diesen Lautsprecher ohne Vorbehalte empfehlen. Das die Acon als ein homogenes Ganzes auftritt, spricht sicher auch für ein ausgeklügeltes Endstufenelektronikkonzept. Es spart Ihnen eine dicke Endstufe im Wohnzimmer und die Anschaffung möglicherweise teurer Lautsprecherkabel. Das werden die Hersteller solcher Gerätschaften nicht gerne hören, ist aber Realität, wobei ich deren Daseinsberechtigung nicht absprechen möchte. Jeder muß selbst sehen, wie er seine Musikanlage gestaltet, und im letzterem Falle ist sicher nur scheinbar größere Flexibilität gegeben. Im Servicefall, davon bin ich überzeugt, wird ihnen entweder durch Vertriebschef Klaus Wiedenbauer oder Ihren Fachhändler schnelle Hilfe zuteil. Im Elektronikbereich sind die wichtigsten Verbindungen steckbar und somit Platinen problemlos auszutauschen. Bei der vorgegebenen Konzeption ist allerdings nicht zu erwarten, daß der Supergau eintritt.
Als Fazit bleibt: Ein hochmusikalischer Musikapparat, dessen Qualität weit über seine Preisklasse hinausgeht. Anspringende Lebendigkeit, gepaart mit ungehemmtem musikalischem Fluß, Körperhaftigkeit, hoher Auflösung und tiefreichendem Baß. Einer der wenigen Lautsprecher für alles - ohne Abstriche. Preisunabhängig einer der besten Lautsprecher, den ich je gehört habe. Noch ein Ratschlag zum Abschluß. Bevor Sie die 1134 hören, gehen Sie in ein Konzert. Ob Jazz, Rock oder Oper, spielt wirklich keine Rolle; laden Sie Ihre besten Freunde (Freundinnen) ein und hören Sie sich eine gut aufgenommene Tonkonserve mit der gleichen Musik zu Hause an. Uns ging es so mit " La Traviata". In einem der kleinsten Opernhäuser der Welt ist die ganze Tragik um Violetta wiederauferstanden. So soll es sein!

RLB

P.S: Wenn es sich irgendwie machen läßt, spiele ich demnächst "aktiv."

Das Produkt: ACON professional A 1334
Preis pro Paar 15.798 DM
Vertrieb und Kontakte: Klaus Wiedenbauer Apprichstraße 18a 86199 Augsburg Tel. 0821/9982787 Fax. 0821/993166

gehört mit: Plattenspieler Scheu (Acrylversion)
Tonarm SME 3012, Rega/Scheu Eclectic Audio modifiziert,
Tonabnehmer Denon DL-103, Ortofon SPU N, Kiseki Blue Goldspot.
Phonovorverstärker: Omtec Antares, Trigon Vanguard mit Akku Volcano
Vorverstärker: Acon Professional 12 R, Omtec Anturion CP 2
CD - Player: Electrocompaniet EMC 1, Gruensch/Sony XA 50
Endstufe: Gruensch CSE
Lautsprecher: Acon A 1134, Confluence Cantilene
NF-Kabel von Acon, Electrocompaniet,Coral, Omtec,van den Hul
LS-Kabel von Gruensch/Kimber diverses
Zubehör von der Plattenwaschmaschine von Nitty Gritti bis zur Tonarmwaage von Shure. Keine Wässerchen und sonstige Tinkturen!