HÖRERLEBNIS 35


Komplettanlage unter 4000 Mark

Abschied vom Giganto-HiFi, Teil II

von Alexander Aschenbrunner

Als ob wir uns das nicht gedacht hätten! Der Bericht über die Komplettanlage unter 5000 Mark in der HE 34 war ein richtiger Treffer. Zahllose Anrufe und Zuschriften erreichten die Redaktion. Bei einem Gespräch mit WD konnte ich natürlich meinen Mund nicht halten und bemerkte eigentlich nur so am Rande, daß ich da noch einen draufsetzen könnte. Der Rede kurzer Sinn - der Auftrag aus Bonn lautete: ... machen!
Ein Freund ließ sich von meinem "HiFi-Bazillus" infizieren. Allerdings mußten wir das Budget auf 4000 Mark begrenzen - für die gesamte Anlage wohlgemerkt, nicht pro Gerät. Tatsächlich ist es gelungen, für diese Preiskategorie eine in sich stimmige Anlage zu finden.
Meine persönliche Vorliebe zu "Röhren" habe ich dabei völlig außer Acht lassen müssen. Bei der Orientierung behilflich war und ist die Tatsache, daß die Engländer gute und oftmals auch noch außerordentlich günstige HiFi-Komponenten anbieten. Nachdem ich für den kleinen Röhrenverstärker aus dem Bericht in HE 34 mit CAMBRIDGE AUDIO bei der Wahl des CD-Players eine sehr gute Entscheidung getroffen hatte, lag es nahe, bei diesem Hersteller nochmals zu schauen. Siehe da - mit dem A 500, sowie dem D 500 stand plötzlich eine Verstärker-CD-Player Kombination bereit, die optisch und technisch wunderbar miteinander harmoniert. Im Gegensatz zu dem von mir sehr geschätzten D 300, kann sein größerer Bruder im Wesentlichen hörbar mehr an Räumlichkeit bieten. Ebenso fiel sofort auf, daß er das Klangbild noch deutlich ruhiger reproduzieren konnte. Eigenschaften, die bei der Auswahl der Boxen noch "hörbarer" wurden. Ein weiteres "Schmankerl" darf ich ihnen nicht vorenthalten - die 500er Serie von CAMBRIDGE AUDIO gibt es auch (aufpreisfrei) in Silber. Diese Farbe ist nicht nur zurzeit (wiedereinmal) modern. Nein, ich finde Silber einfach schöner, oder auch edler, als das "Einheitsschwarz". Die Krönung ist dabei die Beleuchtung - "es brennt blau" - noch Fragen? Ja, der Preis. Der Verstärker kostet 800 Mark ohne Phono, mit (MM) knapp 100 Mark mehr - keine Frage: machen! Der CD-Player kostet 900 Mark.

Der 2-Wege-Lautsprecher Zéphyr XS hat einen Wirkungsgrad von 91 dB und ist deshalb leicht (auch von Röhrenverstärkern) anzusteuern. Die Maße belaufen sich auf: 910x220x295 mm.

Bei der Wahl der Lautsprecher waren die Vorgaben der "obersten Heeresleitung" meines Freundes ausschlaggebend. Es sollte/mußte eine schwarze Box sein. Nun, solche gibt es zuhauf.
Mein derzeitiger Lieblingslautsprecher kommt aus dem Hause TRIANGLE. Daß ich hierbei gelandet bin, gleicht fast einer Odyssee. Aber das ist ein eigenständiger Bericht, den ich auch mit "die Leiden des jungen Aschenbrunner" umschreiben könnte. Nur soviel: "Lautsprecher des Jahres ..." oder ähnliche "Qualitätseinstufungen" beeindrucken mich in keiner Weise mehr! Egal ob die Lautsprecher 10.000 oder mehr Mark kosten! Ich muß doch mal etwas über diese Odyssee schreiben. Mal sehen, spätestens bei der Autorenvorstellung, da bin ich der (das) Letzte, komme ich darauf zurück. Aber zum Thema.

Triangle hat eine ultraleichte Titankalotte mit 25 mm Durchmesser entwickelt. Der Diffuser ist speziell für den Frequenzbereich oberhalb von 5 kHz optimiert.

Bei einer gemeinsamen Hörsitzung fiel sowohl meinem Freund als auch seiner Frau das spontane Ansprechverhalten des Lautsprechers positiv auf. Eine typische Eigenschaft von TRIANGLE. Der französische Hersteller trimmt seine Boxen auf Schnelligkeit. Meinem Ohr kommt dies sehr entgegen. Musik hat etwas mit "Dynamik im Geschehen" zu tun. Das will ich hören oder besser noch erleben. Eine völlig selbstverständliche, ja ich bin geneigt zu sagen: eine völlig freie, schlackenlose Musikwiedergabe findet man bei diesen Boxen. TRIANGLE hebt sich allein da schon aus dem "Brummelkisteneinerlei" manch anderer Hersteller hörbar dynamisch ab. "Ruhige" CD-Player kommen hier voll zur Geltung. Allen TRIANGLE gemein ist der hohe Wirkungsgrad - Röhrenliebhaber schätzen so etwas. Die vorhandenen 4 Ohm Impedanz vertragen sich ganz hervorragend mit fast jedem Verstärker. Der beschriebene A 500 nimmt von 4 - 16 Ohm alles. Bei 4 Ohm gibt er locker über 100 Watt Leistung ab. Reicht also völlig! Nachdem meine TRIANGLE ZAYS MK II im Anschaffungspreis fast dem Gesamtbudget der Wunschanlage meines Freundes entsprechen, kam wie so oft, nach der Begeisterung - die Ernüchterung.
Aber dies ist noch lange kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Es läßt sich nämlich durchaus ein Familienklang bei den Herstellern feststellen.
Dies erklärt sich oft dadurch, daß gemeinsame Lautsprecherchassis verwendet werden. So auch bei TRIANGLE. Dort werden neben den Gehäusen auch die Chassis selbst hergestellt. Ich fand dann eine Box, die perfekt in die Vorgaben paßte - nicht zu teuer (was heißt das schon?) schwarz, nicht zu groß, trotzdem Spaßfaktor; wie bei mir gehört. Bei der TRIANGLE ZÈPHYR xs treffen all die genannten Forderungen zu. Der Paarpreis liegt übrigens bei ca. 1600 Mark.
Als besonderes Unterscheidungsmerkmal zu den anderen TRIANGEL-Modellen besitzen die Lautsprecher der ECRAN-Reihe entweder eine rote, oder anthrazitfarbige Frontblende, sowie eine folienbezogene schwarze Oberfläche. Deswegen war ich zuerst sehr skeptisch, aber im Falle TRIANGLE kann ich nur einen Glückwunsch über die Verarbeitungsqualität an den französischen Hersteller senden.
Auf den ersten Blick erscheint die anthrazitfarbige Front als die "gediegenere", aber auch langweiligere Version. Die (fast) ferrarirote Variante "peppt" die Box noch einmal optisch. Für Leute mit designorientierter Einrichtung eine pfiffige Ergänzung. Wer weniger "rot" sehen will, setzt die Stoffblende drauf - dann sieht man nur noch eine rote Umrandung.
Es gibt viele gute 2-Wege Lautsprecher. Einigen wenigen (viel zu oft sind das dann leider auch die teureren) gelingt die Illusion, daß hier nicht die Lautsprecher, sondern die Musiker an ihrer Stelle leibhaftig im Raum stehen. Die TRIANGLE ZÉPHYR xs kann das! Was kann sie nicht? Satten Tiefbaß werden Sie bei ihr nicht finden - aber den vermissen Sie als Besitzer dieser Box kaum. Spielfreude und "Livehaftigkeit" überwiegen eindeutig - und denken Sie einmal an Ihre Nachbarn. Tiefe Frequenzen übertragen sich nun einmal vorzüglich!
Zu den Details. Der Verstärker besitzt eine für mich sehr wichtige Taste - DIRECT -, so heißt die Durchgangswahl! Irgendwelche "Baß"- oder "Höhenverdreher" haben meiner Meinung nach nichts, aber auch wirklich nichts in einem Schaltungsweg zu suchen! Haben Sie schon einmal z.B. einen Geiger gesehen oder gehört, der den Ton seines Instrumentes durch "Drehen" an irgendwelchen Reglern verändern (verbessern) wollte? Oder einen Tubabläser? Also, liebe Leserschaft, auch auf die Gefahr hin, daß ich belehrend wirke - kein guter Verstärker hat "Klangverdreher" nötig! Ein paar Stunden am Netz aber sehr wohl! Der Ausdruck des völligen Entsetzen war mir ins Gesicht geschrieben, als ich die Anlage sofort nach dem Einschalten hören wollte. Eine Zähigkeit im Musikfluß, "Brummelbaß", irgendwelche undefinierbare "strähnige" Höhen. Na wunderbar, Aschenbrunner, hörte ich mich selbst sagen, wo hast du denn da wieder hingelangt? Was habe ich falsch gemacht? Ist im Übereifer des "endlich-hören-wollens" ein Kabel falsch angeschlossen? Nichts dergleichen!
Geben Sie den Geräten Zeit sich "warmzulaufen". Es ist wie beim Sport. Ohne vorheriges Aufwärmen gibt es Zerrungen.

Oben: D 500 Compact Disc Player von Cambridge
unten: A 500 Integrated Amplifier von Cambridge


In den Wochen, in denen ich die Anlage bei mir hören durfte, wurde sie immer besser. Gerade die Lautsprecher haben meine Geduld strapaziert. Die anfängliche "Härte" verliert sich aber nach ca. 14-tägigem Dauerbetrieb. ZZ-Top, Garry Moore, die Rolling-Stones und andere "Grobdynamiker" halfen mit, die Anlage "auf Trab" zu bringen. Selten hat eine Anlage bei mir soviel "Gas" bekommen, wie diese Kombination. Ich wollte es wissen!
Ich sage Ihnen, aus den oben aufgeführten Musikern (ohne Anspruch auf Vollzähligkeit) können Sie schon erahnen, daß die Anlage richtig "fetzen" kann. Aber sie kann auch anders. Stille, leise Töne liebt sie ebenfalls. So sei als Beispiel genannt eine "goldige" CD von Stan Getz, Joáo Gilberto featuring Antonio Carlos Jobim (UDCD 607 bei Verve in HH erschienen), eine CD, die sich auch als LP in meinem Fundus befindet und da noch besser klingt, logisch oder? Oder CARRERAS DOMINGO PAVAROTTI in concert - MEHTA, ein Klassiker der nicht mehr näher beschrieben werden muß. Eine "groovende" Tuba können sie übrigens bei HANS THEESSINK Call Me erleben, (LC8847) 1992 erschienen bei Minor Musik, Methweg 14, 50823 Köln. Noch so ein Klassiker ist KEITH JARRETS THE KÖLN CONCERT. Dieser Anlage können Sie geben was Sie wollen - sie macht immer Spaß! Gibt es ein schöneres Kompliment?
So, war es das jetzt? Nein, richtig, ich habe noch nicht berichtet, was passiert, wenn man etwas mit der Anlage spielt, will sagen, betrachtet man die Anschlußmöglichkeiten der Lautsprecher und des Verstärkers, fällt auf, daß beide Bi-Wiring-fähig sind. So etwas muß ich ausprobieren!
Beide Geräte verfügen noch dazu über bananensteckerfreundliche Anschlüsse. Ganz nebenbei bemerkt, so "Klangkiller" wie vergoldete Alubrücken (Lieferbestandteil) bei den Lautsprechern müssen Sie sofort (!) wegwerfen - also entsorgen. Entweder Sie nehmen eine massive Kupferleitung mit Isolierung dafür (ein dicker Draht vom Elektriker!) oder ein dickes Lautsprecherkabel. Dazu gleich - bei der Wahl der Lautsprecherkabel dürfen Sie keine "Bremser" verwenden. Simples 2x4 Quadrat sieht zwar ganz ordentlich aus, hilft hier (wie so oft) aber nichts. Für den reinen Brückenersatz allerdings super geeignet.
Aber, wir reden ja hier von der "Vollgasvariante". Nachdem bei mir auf "Bierbasis" ja fast alles geht (muß alles HE bei der nächsten Redaktionssitzung bezahlen), hier ein kleiner Tip: Wie bereits bei früheren "probieren-wir-doch-einmal-was-aus-Spielchen" so habe ich auch bei dieser Anlage das DALI PHYTON Lautsprecherkabel angeschlossen. Dies ist ein relativ starres vieradriges Kabel mit blauem Mantel. Der blaue Mantel ist dabei völlig "wurscht". Auf die 4 Adern war ich scharf. Ich hatte doch noch irgendwo 2x2m? Ja ich weiß, Ordnung ist das halbe Leben usw. Und? Tja, das war es mal wieder! Machen, machen, machen - halten Sie sich fest! Die Anlage machte einen "Sprung nach vorn", natürlich nur bildlich gesprochen. Der Preis pro Kabelmeter liegt bei ca. 35 Mark.
Der Rest der Verkabelung ist schnell aufgezählt. Stromzuleitung von MFE, Gründe sind bekannt, siehe HE 34. NF von HMS - DUETTO MK II. Auch hier wiederhole ich mich. Ja bitte, diese Kombination hat mir am besten gefallen. Ich nehme ja keinen Anspruch der Ausschließlichkeit hierbei auf. Auch bin ich nicht am Umsatz der einzelnen Hersteller beteiligt - warum eigentlich noch nicht?
Also auf zum nächsten Händler, der die beschriebenen Geräte führt. Seien Sie gewiß, der Spaßfaktor bei dieser Anlage liegt eindeutig hoch. Der "Habenwollenfaktor" für den Einsteiger mindestens genauso.

AA

Die Produkte:
Lautsprecher: Triangle Zéphyr xs TRIANGLE
Vertrieb Deutschland AUDIO KIENZLER Höhenweg 6a 88718 Daisendorf Tel: 07532-47192 Fax: 07532-47193
Verstärker: A 500 und CD-Player: D 500 CAMBRIDGE AUDIO
Vertrieb GBU König-Heinrich-Weg 97 22459 Hamburg Tel: 040-30380970 Fax: 040-338332
Netzleiste und Kabel von MF-Elektronik
Dülkenerstr. 84 41844 Wegberg-Rickelrath Tel: 02434 - 20867 Fax: 02434 -25063
Lautsprecherkabel: DALI PYTHON DYNAUDIO
Vertrieb Tel: 040-85 31 41 NF-Kabel Duetto MK II von HMS - Elektronik Am Arenzberg 42 51381 Leverkusen Tel: 02171-734006 Fax: 02171-33852