HÖRERLEBNIS 28: Goldmund
D/A-Wandler: SRDA von Goldmund
Hightech günstig abzugeben
von Marco Kolks
Goldmund ist für mich einer der wohlklingendsten Namen der High-End-Gilde. Er steht für innovative und kompromißlose Produkte, die bis in das letzte Detail hinein mit Perfektion glänzen. Er steht aber auch, um es vorsichtig auszudrücken, für ein wahrscheinlich eintretendes Finanzdebakel potentieller Liebhaber der Marke. “High End für Ölscheichs” trifft den Nagel wohl am ehesten auf den Kopf. Nur die wenigsten wissen, daß der schweizer Hersteller auch eine bezahlbare Entry-Line anbietet, die die hohen Ansprüche des Hauses entsprechend der jeweiligen Preisklasse und sogar darüber hinaus erfüllen soll.
Ein Highlight stellt für mich der kleinste D/A-Wandler SRDA dar. Er mißt in Breite und Tiefe je 30 cm und in der Höhe 6,5 cm. Auf der massiven alufarbenen Frontplatte sitzen rechts zwei kleine Dioden, die den Betrieb anzeigen, und links ein Wahlschalter. Drei Eingänge, jeweils symmetrisch oder asymmetrisch ausgelegt, stehen dem Nutzer zur Verfügung. Die Ausgänge, und das ist der einzige erkennbare Wermutstropfen, sind nur asymmetrisch ausgelegt. Da allerdings das gesamte Goldmundprogramm auf diesem Konstruktionsprinzip basiert, wird es diesbezüglich wohl auch zukünftig keine Änderung geben.
Die eingesetzte Technologie entspricht im wesentlichen dem größeren Modell 12++, bei dem das Gehäuse auch das Netzteil beherbergt. Mit der “new clock recovery interface circuit” rückt Goldmund vor allem dem Klangfeind Jitter zu Leibe. Dennoch wirkt diese Schaltung nicht so effektiv wie die des Audio Alchemy 32 DTI Pro-Pendants, weshalb ich diesen Jitterbug zusätzlich vorgeschaltet lasse. Den Netzschalter auf der Rückseite des Gerätes werte ich als Herstellerhinweis, den SRDA nicht vom Strom zu trennen. Gleichwohl spielt der Wandler bereits nach dem Kaltstart auf hohem Niveau. Bei einem Preis von 4.000 DM darf man sicherlich kein Panzerschrankgehäuse vergleichbar dem exklusiverer Goldmundserien erwarten, dennoch ist die Fertigung grundsolide und Kritik nicht angebracht.
Tuning: Die größten klanglichen Steigerungen sind möglich, wenn man das Gehäuse mit Big Blocks oder Basen von Acapella beruhigt. In der Wirkung kleiner, dafür preiswerter sind die hauseigenen Spikes, die idealerweise in Graphitsockeln von ART stehen. Auch ein auf den Deckel gelegter Shaktistein hinterläßt seine Spuren. Die Wiedergabe gerät auf Anhieb freier. Die hauseigenen Kabel unterstützen das stimmige Gesamtkonzept und sind deshalb uneingeschränkt empfehlenswert, wenngleich der SRDA auch mit anderen Verbindungen ganz ausgezeichnet harmoniert.
Kommentar
Mit einfachem Anschließen und kurzem A/B-Vergleich ist es mit der Bewertung des Goldmund-Wandlers nicht getan. Das kurze Hineinhören offenbart keinesfalls die Stärken dieses kleinen Tausendsassas. Im ersten Moment wirkt Kari Bremnes (Gate ved Gate, Kirkelig Kulturverkstad, FXCD-143, ARS Hamburg) etwas distanzierter als bisher gewohnt, alles jedoch auch ein wenig aufgeräumter. Angesichts des Preises geht das völlig in Ordnung und wäre an sich schon eine kleine Sensation gewesen. Und genau aus diesem Grund hören die Autoren von Hörerlebnis die zu beschreibenden Geräte über mehrere Wochen. Denn nach vierzehn Tagen, ich schalte wieder einmal um auf die eigene Kombi, traue ich meinen Ohren nicht. Das ist ja mit dem SDRA um Welten sauberer und besser konturiert. Der Baß in “en elske i berlin” kommt straffer, schließt sauber ab und steht fest im Raum. Wenn Kari Bremnes die Stimme hebt, verzerrt sie in höchsten Lagen normalerweise ganz leicht. Ich habe darin einen Aufnahmefehler gesehen, weil dieser Effekt oft dann eintritt, wenn die Sängerin zu nah ans Mikrophon kommt. Der SRDA meistert selbst diese schwierige Situation, denn dieses Manko ist jetzt förmlich wie weggeblasen ...
Da war doch wirklich ein Konverter überfordert. Diese Erfahrung habe ich zum ersten Mal gemacht. Sie unterstreicht anderseits ganz deutlich die Klasse des Goldmund. In “Lysbroen” öffnen sanft angeblasene Trompeten eine unendlich tiefe Landschaft. Man muß schon ziemlich weit laufen, um sie per Fuß durchqueren zu können. Die Trompeten sind mit dem SRDA fest umrissen, Kari Bremes taucht plötzlich direkt vorm Hörer auf, steht quasi vor mir, und macht die dazwischen liegenden Dimensionen erst richtig deutlich. E-Gitarre, Klavier und Schlagzeug schweben federleicht, aber einer festen Position im Raum zugeordnet. Diese Leichtigkeit empfinde ich als überaus angenehm. Ich kenne sie von gut aufeinander abgestimmtem Analogequipment oder eben wesentlich teureren Wandlern.
Um diese Erkenntnis reicher lege ich Cassandra Wilson (traveling miles, blue note/emi) auf. Und siehe da: Einmal mehr die gleiche Lockerheit, Luftigkeit und stabile Abbildung, die ich jetzt schätzen gelernt habe. Zwar wirkt die Wiedergabe etwas distanzierter, doch entschädigt dafür auch hier die wesentlich größere Klarheit. Hier trifft das Bild des tiefen, dennoch aber sauberen und an der Oberfläche leicht bewegten Sees zu, auf den man vom Boot aus schaut und dessen Grund man sehr wohl erkennen kann. Dann plötzlich hört der Wind auf zu blasen, die Wellen beruhigen sich und damit die Oberfläche, nun sind alle Einzelheiten sehr viel deutlicher zu erkennen als zuvor.
Je komplexer nun das musikalische Geschehen, desto mehr spielt der Goldmund seine Fähigkeiten wie Trümpfe beim Skat aus. Große Orchester (Schostakovich Symph. Nr. 9, Burmester CD II) bauen sich leichter nachvollziehbar auf. Liveeinspielungen wirken letztlich doch realistischer. Der Shakti-Block, den ich oben auf den Wandler gelegt habe, verhilft zu mehr Frische und Lebendigkeit. Davon profitieren eben solche Konzerte in besonderem Maße. Dadurch aufmerksam geworden, habe ich einen Big Block von Acapella auf das Gehäuse gestellt. Auch jetzt wieder tritt eine deutliche Veränderung ein. Es wird noch sauberer mit einem stabileren Fundament. Will ich derartiges Tuning auf die Spitze treiben, stelle ich eine Fondato Silenzio (Acapella) darunter und lege den Shaktistein wieder oben drauf. Was einerseits seinen Preis hat, hebt den Wandler andererseits nochmals um eine Klasse nach oben. Um dem Ganzen aber das endgültige I-Tüpfelchen aufzusetzen, habe ich das sündhaft teure Netzkabel von NBS angeschlossen. Wie zuvor schon bei vielen anderen Geräten beobachtet nimmt die innere Ruhe um ein weiteres Quentchen zu. Nichtsdestotrotz ist das hauseigene Goldmund-Kabel erstklassig und spielt mit dem SRDA wie aus einem Guß, zwar nicht ganz so vordergründig, dafür nicht weniger sauber und hochauflösend. Mir fällt dazu der Begriff “wohldosiert” ein; nicht zuviel und nicht zu wenig vom zu erreichenden Besten. Wer nun nicht über eine eigene große Auswahl zum Ausprobieren verfügt, ist gut beraten, sich an Goldmunds Empfehlung zu halten.
Charakter: Die Eigenschaften des SRDA können mit wenigen Worten zusammengefaßt werden: sehr luftig, sehr räumlich, sehr präzise, sehr natürlich und ausgesprochen schöne Klangfarben. Er ist zweifelsohne ein echtes Mitglied der Goldmundfamilie. Wenn man im Zusammenhang mit dem schweizer Hersteller denn schon mit dem Begriff Analytik hantiert, dann aber bitte nur verbunden mit den besten Attributen. Keinesfalls gerät die Abstimmung kühl, sie tendiert allen Unkenrufen zum Trotz eher in eine leicht seidigere Richtung. Der SRDA empfiehlt sich gleichsam für die Aufwertung betagter Player mit - das ist unbedingte Voraussetzung - guten Laufwerken.
Fazit: Aufbau und Fertigung des kleinsten D/A-Wandlers entsprechen dem wohlbekannten und untadeligen Goldmundstandard. Da er “nur” 4.000 DM kostet, aber weit über seine Preisklasse hinaus spielt, darf man getrost von einem Sahnestückchen sprechen. Ich kenne Mitbewerberprodukte, die mindestens das Doppelte bis Dreifache kosten, aber nicht mehr bieten. Nachdem in den letzten Jahren die Preisspirale für gutes High End ins schier Unbezahlbare abdriftet, freut es mich besonders, daß ausgerechnet Goldmund diesem Trend ein Bollwerk mit Namen SRDA entgegensetzt. Ich möchte niemanden davon abhalten, mehr Geld für andere Produkte auszugeben. Davon lebt unsere Branche. Wenn aber die Digital-Kombination zwischen gutem Laufwerk und dem SRDA aufgeht, dann bleibt die Frage, ob man trotz des tieferen Griffs in die Tasche bei der Konkurrenz wirklich mehr bekommt.MK
Das Produkt: D/A-Wandler
Preis: 4.000 DM
Maße: 30 cm (Breite) x 30 cm (Tiefe) x 6,5 cm (Höhe)
Eingänge: 3 (je symmetrisch und unsymmetrisch)
Ausgäne: 1 (asymmetrisch)
Vertrieb: Hifi Collection, Beckmannsbusch 95, 45133 Essen, Tel: 0201 - 8715430, Fax: 0231-56226420gehört mit:
Plattenspieler: Musica Nova Piano Forte, SME V, Rohmann
CD-Spieler: Burmester 916, Consequence audio (mod. by Realite)
Vorverstärker: Burmester 808 MK III, Beck RV
Phonostufe: TE Audio Phono (Tessendorf/MC -Teflonausführung)
Endverstärker: Burmester 911 MK II (Mono), Beck RE1
Vollverstärker: Unison Research Simply 845, Symphonic Line RG 14
Lautsprecher: Acapella Violoncello, Newtronics Skate, Bella Luna von CD Konzertmöbel
Kabel (NF/LS): Flatline SPM-Reference, Acapella (Silber), Acoustic Balance Black, Sonoran , Aural Symphonics, Voodoo von Dope Sounds, Magnan, NBS-Netzkabel, XLO-Netzkabel, Voodoo (Prototyp)
Zubehör: Copulare Tonbasen, Burmester Power Conditioner, Acapella Tonbasen, Big Blocks von Acapella, Racks von Audio Magic, Bedini Disc Clarifier, Sound Dynamics Foculpods, Sicominplatten, Ducal-Kabelträger von Copulare, Kabelträger von Audio Magic, CD-Balsam, Netzkabel von Burmester und Audio Agile, VPI - Magic Bricks, Räke Pucks, ART-Graphitpucks, CD-Sound-Improver von Gläss, LP-Waschmaschine von Sota